Du gehst in eine Buchhandlung und wählst ein Buch aus.
Du gehst in eine Buchhandlung und ein Buch wählt dich aus.

Cristina ist eine Buchhändlerin in einer kleinen Buchhandlung in einem Stadtteil von Mailand.

Vor zehn Jahren betritt ein Leser, Alberto, diese Buchhandlung, nimmt ein Buch, bezahlt es, aber nimmt es nicht mit nach Hause.

Er lässt es dort und sagt zu Cristina: “Das ist mein Lieblingsbuch, ich bezahle es dir.
Schenk es morgen jemandem, von dem du denkst, dass er die Geschichte zu schätzen weiß.”

Für Cristina ist diese spontane Geste sehr schön, aber sie fragt sich: “Wie soll ich entscheiden, wem ich dieses Buch geben soll?”
So lässt sie es das Schicksal entscheiden.

Am nächsten Tag schenkt Cristina das Buch der ersten Person, die die Buchhandlung betritt, Michela.
Das Mädchen ist überrascht, aber sie macht etwas ebenso Schönes: Sie wählt ein Buch aus und lässt Cristina es der nächsten Person schenken, die nach ihr kommt.
Und so wiederholt sich das Ganze.
Es ist der erste Tag der schwebenden Bücher – „i libri sospesi”. Den ganzen Tag über verschenken Fremde, Bücher an Fremde.

EINES TAGES…

Eine junge Frau betritt Cristinas Buchhandlung, wählt ein Buch aus und „lässt es schwebend”.
Nach ihr betritt ein Mann die Buchhandlung, und Cristina schenkt ihm das Buch.

Einige Tage später kommt der Mann zurück, wählt ein Buch aus und „lässt es schwebend”.
Er bittet jedoch darum, es nicht der nächsten Person zu schenken, die nach ihm kommt, sondern der unbekannten Person, die ihm das Buch geschenkt hat.
Und auch hier wiederholt sich das Ganze.
Die beiden tauschen Bücher aus, ohne sich je zu begegnen. Die Bücher beginnen, Widmungen zu enthalten, bis das letzte „schwebende Buch” sie zusammenführt.

DIE SCHWEBENDEN BÜCHER…

können das Leben eines Menschen verändern.
Das Leben von Cristina, der Buchhändlerin, hat sich verändert, aber tief im Inneren wusste sie das bereits:
„In der Buchhandlung geschehen magische, unvorstellbare Dinge.
Dieser Ort ist ein Behälter für Geschichten, der andere Geschichten willkommen heißt, die durch die Schwelle treten.”

EINE IDEE…

die sich an einer ähnlichen Tradition inspiriert, dem „caffè sospeso“.
In Italien ist der „schwebende Kaffee“ eine solidarische Praxis, bei der ein zusätzlicher Kaffee bezahlt wird, der „sospeso“ wird für jemanden, der ihn möglicherweise braucht.
So kann eine Person in Schwierigkeiten einen kostenlosen Kaffee von einem Fremden erhalten.
Die „schwebenden Bücher” folgen demselben Prinzip: ein Buch wird im Voraus bezahlt und für einen unbekannten Leser „sospeso“.
Es ist eine Geste der Großzügigkeit und Solidarität, die eine Kette des Teilens und kulturellen Austauschs schafft.
Jedes schwebende Buch wird zu einer kleinen Geschichte von Altruismus und Verbindung zwischen Menschen, genau wie der schwebende Kaffee ein Akt der Freundlichkeit zwischen Fremden ist.

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